Threat Hunting – Wie proaktive Cybersicherheit Angriffe verhindern kann

Threat Hunting – Wie proaktive Cybersicherheit Angriffe verhindern kann

Cyberangriffe werden immer raffinierter, und klassische Sicherheitsmaßnahmen stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Doch anstatt nur auf Alarme zu reagieren, setzen viele Unternehmen inzwischen auf Threat Hunting – eine proaktive Methode, um Bedrohungen aufzuspüren, bevor sie Schaden anrichten können.

In diesem Interview sprechen wir mit David Macamo, Senior SOC-Analyst bei suresecure. Er gibt spannende Einblicke in die Welt des Threat Hunting, erklärt, warum herkömmliche Security-Tools alleine nicht ausreichen und welche Methoden und Tools Unternehmen einsetzen können, um Cyberangriffe frühzeitig zu erkennen.

suresecure: David, danke, dass du dir die Zeit nimmst! IT-Sicherheit ist heute ein Riesenthema und trotzdem setzen viele Unternehmen immer noch auf reaktive Maßnahmen. Das heißt, sie warten, bis etwas passiert, anstatt aktiv nach Bedrohungen zu suchen. Kannst du uns erklären, was Threat Hunting genau ist und warum es heute so wichtig ist?

David: Vielen Dank für die Einladung! Threat Hunting ist ein proaktiver Ansatz in der IT-Sicherheit. Das bedeutet, dass Sicherheitsexperten gezielt nach Bedrohungen suchen, noch bevor diese Schaden anrichten können. Klassische Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls oder Antivirenprogramme reagieren erst, wenn ein Angriff bereits im Gange ist. Beim Threat Hunting hingegen analysieren Analysten verdächtige Muster im Netzwerk, um potenzielle Angreifer frühzeitig zu erkennen. Dabei setzen sie auf Hypothesen, Threat Intelligence und Anomalieerkennung, um Gefahren aufzuspüren, die von automatisierten Sicherheitssystemen möglicherweise übersehen werden.

suresecure: Viele Unternehmen verlassen sich auf Sicherheitstools wie SIEM oder Endpoint-Protection-Systeme, die Bedrohungen automatisch erkennen sollen. Was macht Threat Hunting anders oder besser?

David: Klassische Sicherheitslösungen arbeiten häufig regelbasiert. Sie erkennen Bedrohungen anhand von Signaturen oder bekannten Angriffsmustern. Das Problem: Nutzt ein Angreifer eine neue, noch unbekannte Technik oder tarnt sich besonders geschickt, kann es passieren, dass diese Systeme ihn nicht bemerken. Genau für solche Fälle gibt es das Threat Hunting. Hier suchen Analysten gezielt nach Verhaltensmustern, ungewöhnlichen Aktivitäten oder Abweichungen von der Norm - Dinge, die für eine Maschine schwer zu bewerten sind, für einen geschulten Menschen aber sehr auffällig sein können.

suresecure: Lass uns das an einem konkreten Beispiel durchspielen. Wie würde ein Threat Hunter vorgehen, um einen versteckten Angreifer aufzuspüren?

David: Stell dir vor, ein Angreifer hat sich mit gestohlenen Zugangsdaten in ein Unternehmensnetzwerk eingeloggt. Er verhält sich vorsichtig, benutzt legitime Tools und vermeidet alles, was sofort einen Alarm auslösen könnte. Eine klassische Firewall oder ein SIEM-System könnte dies als normalen Login interpretieren. Ein Threat Hunter würde jedoch genau hinsehen, wann und wo sich der Benutzer anmeldet, welche Systeme er benutzt und ob sein Verhalten von der Norm abweicht. Zum Beispiel: Loggt sich ein Mitarbeiter, der normalerweise von Deutschland aus arbeitet, plötzlich mitten in der Nacht von einem anderen Kontinent aus ein? Greift er auf Daten zu, die nicht zu seinen typischen Aufgaben gehören? Solche Abweichungen sind ein deutliches Warnsignal, das einen genaueren Blick erfordert.

suresecure: Angriffe werden immer raffinierter, Hacker entwickeln sich ständig weiter. Warum ist Threat Hunting heute wichtiger denn je?

David: Die Bedrohungslandschaft verändert sich schnell. Angreifer nutzen immer ausgefeiltere Techniken, um unerkannt zu bleiben. Studien zeigen, dass Cyberkriminelle oft wochen- oder sogar monatelang unentdeckt in einem Netzwerk operieren können. Das gibt ihnen viel Zeit, um Informationen zu sammeln, Sicherheitslücken auszuloten oder Schadcode einzuschleusen. Herkömmliche Sicherheitstools sind gut, aber nicht perfekt. Threat Hunting hilft, versteckte Angreifer aufzuspüren, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten können. Es ist eine Art "Frühwarnsystem" für Bedrohungen, die unter dem Radar bleiben.

suresecure: Du hast bereits viele Jahre Erfahrung mit Eventlogs und SIEM-Systemen. Wie hat sich deine Arbeit im Laufe der Zeit verändert?

David: Ganz ehrlich? Vor einigen Jahren habe ich Logs hauptsächlich benutzt, um Fehler oder technische Probleme im Nachhinein zu untersuchen. Man schaute sich Ereignisprotokolle erst an, wenn es schon zu spät war. Heute ist das anders: Logs sind eine Goldgrube für die Sicherheitsanalyse. Mit den richtigen Werkzeugen und Techniken lassen sich verdächtige Aktivitäten in Echtzeit erkennen. Die Fähigkeit, Muster in großen Datenmengen zu erkennen, ist heute eine der wichtigsten Fähigkeiten in der IT-Sicherheit - und sie wird immer wichtiger.

suresecure: Welche Methoden werden beim Threat Hunting konkret eingesetzt? Wie gehen die Analysten vor?

David: Es gibt drei Hauptansätze, die wir nutzen:

  • Hypothesenbasiertes Hunting: Hier arbeiten wir mit Annahmen, die auf Threat Intelligence basieren. Beispielsweise könnten wir untersuchen, ob verdächtige PowerShell-Aktivitäten von legitimen Administratoraktivitäten unterschieden werden können.
  • Indikatorbasiertes Hunting: Dabei suchen wir gezielt nach bekannten Indicators of Compromise (IoCs), also Hinweisen auf eine Kompromittierung. Dies können verdächtige IP-Adressen, Hashwerte von Malware oder bekannte C2-Server sein.
  • Anomaliebasiertes Hunting: Hier konzentrieren wir uns auf ungewöhnliche Aktivitäten. Ein Benutzer, der plötzlich zu ungewöhnlichen Zeiten auf sensible Daten zugreift, wäre ein Beispiel für eine potenzielle Bedrohung.

suresecure: Welche Tools nutzt du persönlich am liebsten für deine Arbeit?

David: Es gibt viele großartige Tools, aber ich habe definitiv ein paar Favoriten. Splunk ist perfekt für Log-Analysen, Abfragen und Dashboards. Google-SecOps ist extrem leistungsstark, wenn es um Echtzeit-Bedrohungserkennung und forensische Analysen geht. Für die Analyse des Netzwerkverkehrs benutze ich oft Wireshark und Zeek - beide bieten extrem detaillierte Einblicke in den Datenverkehr. Jedes dieser Tools hat seinen eigenen Zweck, und die beste Strategie besteht darin, sie sinnvoll zu kombinieren.

suresecure: Wenn Unternehmen mit Threat Hunting starten möchten, worauf sollten sie besonders achten?

David: Das Wichtigste ist ein kompetentes und geschultes Team. Automatisierte Tools sind großartig, aber letztendlich kommt es auf die Menschen an, die sie bedienen. Darüber hinaus müssen Unternehmen ihre Log-Daten sinnvoll verwalten und ein leistungsfähiges SIEM-System implementieren. Threat Intelligence ist ein weiterer wichtiger Punkt - je besser man über aktuelle Bedrohungen Bescheid weiß, desto gezielter kann man danach suchen. Und ganz wichtig: Threat Hunting ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Man muss dranbleiben.

suresecure: Zum Schluss noch eine Zukunftsfrage: Wird Threat Hunting irgendwann durch noch intelligentere Technologien ersetzt?

David: Nein, eher ergänzt als ersetzt. Die automatisierten Systeme werden immer besser, aber die Angreifer entwickeln sich ebenso schnell weiter. Es ist ein ständiges Wettrüsten. Threat Hunting wird immer eine wichtige Rolle spielen, weil es dort ansetzt, wo Maschinen an ihre Grenzen stoßen. Die beste Strategie ist eine Mischung aus Technologie und menschlicher Expertise. Unternehmen, die beides kombinieren, haben die besten Chancen, sich vor modernen Cyber-Bedrohungen zu schützen.

suresecure: David, vielen Dank für deine spannenden Einblicke!

David: Sehr gerne! Ich hoffe, dass immer mehr Unternehmen erkennen, wie wichtig proaktive Sicherheitsmaßnahmen sind. Threat Hunting ist ein echter Gamechanger, wenn es richtig gemacht wird.

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